"Dawen Bachtale" (Rom. "Herzlich Willkommen")
Romakinder in Frankfurts Schulen
                            (31.05.2001)
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Vorwort


Die Kindertagesstätte „ Schaworalle“

Der Förderverein Roma e.V. betreibt in Frankfurt seit 1999 eine bundesweit einmalige Kindertagesstätte, die sich speziell mit der Lebenssituation der Romakinder aus Rumänien beschäftigt. „Schaworalle“ ist Romanes und heißt „Hallo Kinder“.
Schaworalle ist konzipiert für 40 Kinder im Alter von 3 – 16 Jahren. In Anbetracht der Lebenssituation der betreuten Kinder und Jugendlichen ist das Konzept offen und niedrigschwellig, so dass wesentlich mehr Kinder, ca. 60, zum festen Stamm gehören.
Kindergarten, Schulvorbereitung und Alphabetisierung, Mittagessen, Hausaufgabenhilfe und ein abwechslungsreiches Freizeitprogramm am Nachmittag sind die Eckpfeiler der pädagogischen Arbeit. Die Familienberatung und -betreuung des Fördervereins, zur Zeit im selben Gebäude untergebracht, sind wesentlicher Bestandteil der Arbeit.

Die Konzeption von „Schaworalle“ ist nicht theoretisch entstanden, sondern entwickelte sich aus der dreijährigen Erfahrung des Projektes „Schaworalle“, das sich in Kooperation mit dem Jugendamt der Stadt Frankfurt sich insbesondere um die längst schulpflichtigen rumänischen Romakinder kümmerte, die als „Straßenkinder“ durch Bettelei, Diebstähle, Prostitution aufgefallen sind.

„Schaworalle“ ist auch Schule, die Kinder nennen es „die kleine Schule“. 
Die „kleine Schule“ will Zwischenstation zur „großen Schule“ (Regelschule) sein, zuständig für all die Kinder, die aufgrund von Überalterung oder kulturellen Konflikten, von mangelnder Sprachkenntnis, von häufigem Wohnungswechsel oder einfach aufgrund des Misstrauens der Roma gegenüber der Institution Schule, diese nicht oder nicht mehr besuchen. Ziel ist es einerseits, die Kinder baldmöglichst einzuschulen, andererseits aber auch ihnen zumindest die Grundkenntnisse des Lesens, Schreibens und Rechnens beizubringen.

Der Schulbesuch ist in jedem Einzelfall mit dem Staatlichen Schulamt abgesprochen.
40 Kinder und Jugendliche werden dafür mit Monatsfahrkarten ausgestattet, die über das Stadtschulamt und das Sozialamt finanziert werden. 

Bei Schaworalle arbeiten gleichberechtigt Roma und Nicht-Roma im pädagogischen Team.

Seit November 2000 ist eine Lehrerin seitens des Staatlichen Schulamtes abgeordnet, die sich insbesondere um die Schnittstelle Schaworalle / Schule kümmert. 2001 soll eine weitere Lehrkraft hinzukommen. Mit dem Besuch von „Schaworalle“ genügen die Kinder der Schulpflicht.



1 . Roma und Sinti

Begriffsklärungen

Die Bezeichnung „Roma und Sinti“ hat sich in den letzten Jahren in Deutschland als Sammelname für die Menschen durchgesetzt, die bislang als „Zigeuner“ bezeichnet wurden. Die Herkunft des Wortes „Zigeuner“ ist nicht genau geklärt. Vermutlich leitet er sich aus dem persischen Wort „cinganch“ (Musiker, Tänzer) ab.

Vielfach wird er allgemein für nichtsesshafte Menschen und Gruppen benutzt und schließt dann neben Roma und Sinti auch andere ein. Er birgt den negativen und diskriminierenden Beigeschmack „ziehender Gauner“ oder „Asozialer“. So wurde das Wort Zigeuner im Laufe der Zeit ein Schimpfwort. Die meisten Roma und Sinti lehnen den Begriff daher entschieden ab.

Die Bezeichnung „Rom“ (Plural:Roma) ist ein Wort aus dem Romanes, der Sprache dieser Gruppe, die sich aus dem indischen Sanskrit entwickelt hat. „Rom“ bedeutet Mensch bzw. Mann, Roma sind die Menschen bzw. die Männer. „Romni“ heißt Frau. Romanes ist keine Schriftsprache. Die Bezeichnung „Roma“ ist einerseits ein Name für die Menschen, die sich hauptsächlich in Südost- und Osteuropa niedergelassen haben. Andererseits wird das Wort vielfach international als Sammelbegriff für alle Roma und Sinti verwendet. Alle Menschen, die nicht Roma sind, werden von den Roma selbst als „Gadsche“ (Fremde) bezeichnet.


Geschichtliches

Die ursprüngliche Heimat der Roma ist der Nordwesten Indiens, der Punjab. Zwischen dem achten und zwölften Jahrhundert erfolgte die Flucht und Migration in kleineren und größeren Gruppen nach Westen.
Der Weg ihrer Wanderung führte über Pakistan, Iran, die Türkei und die Balkanländer nach Europa. Ihren Lebensunterhalt verdienten sie hauptsächlich mit handwerklichen Tätigkeiten, vor allem als Schmiede, Werkzeugmacher, Kesselflicker, Scherenschleifer,Korbflechter und Pferdehändler, manche auch als Musiker, Tänzerinnen oder Schausteller.

Die Roma sind kein einheitliches Volk: Es bestehen zahlreiche Gruppen, deren Kultur und Sprache sich unterschiedlich entwickelt haben. Eine dieser Gruppen sind die Sinti, die sich vor etwa 600 Jahren in Deutschland niedergelassen haben.

Die Geschichte der Roma und Sinti ist auch die Geschichte von Verfolgung, Vertreibung und Zwangsmaßnahmen (Zwangsansiedlung, Wegnehmen der Kinder, Zwangsehen mit Nicht-Roma etc.), die in der Verfolgung und Ermordung von mindestens 500.000 Sinti und Roma in der Zeit des Nationalsozialismus ihren Höhepunkt erreichte.

Roma und Sinti sind in faktisch jedem Land in Europa – und darüber hinaus- anzutreffen und leben als historisch fest verankerte „nationale“ Minderheit im jeweiligen Heimatland, unabhängig davon, ob sie als solche staatlich anerkannt werden oder nicht. Einflüsse ihrer Kultur auf die Mehrheitsgesellschaft sind in Geschichte und Gesellschaft erkennbar.


Roma in der BRD

In Deutschland leben heute schätzungsweise 150.000 Roma und Sinti einschließlich der seit Ende des 2.Weltkrieges eingewanderten nichtdeutschen Roma. In der Nachkriegszeit hat sich die traditionelle Lebensweise der Roma im Zuge der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklung stark gewandelt. So findet man kaum eine Familie mehr, die mit dem Wohnwagen das ganze Jahr hindurch reist. Vor dem entscheidenden Wendepunkt 1989, der der Öffnung der Ostgrenzen, konnten sich nur wenige aus Osteuropa geflohene Romafamilien in der Bundesrepublik niederlassen.

Insgesamt lebten bis zu diesem Zeitpunkt in Deutschland ca. 70.000 meist deutsche Sinti und Roma. Dazu gehörten z.B. Familien aus dem ehemaligen Jugoslawien, die als Arbeitsmigranten in den 60er Jahren eingewandert sind. Seit Mitte der 70er / Anfang der 80er Jahre sind immer mehr Roma vor Diskriminierungen und Pogromen aus mittel-, ost- und südosteuropäischen Ländern geflohen. So leben in Frankfurt beispielsweise viele Romafamilien aus Polen, die im Zuge der Liberalisierung des Landes „ausreisen“ durften. Aus dem ehemaligen Jugoslawien kamen bis 1989 ca. 5000 Roma an; mit Ausbruch der Kriege wuchs die Zahl auf ca. 40.000 an. Besonders viele Roma flohen vor ethnischer Verfolgung aus Rumänien, seit den 90er Jahren beantragten mehr als 60.000 aus diesem Land in Deutschland Asyl.


Roma in Frankfurt

Die Lebenssituation der Romafamilien aus den verschiedenen Herkunftsländern ist sehr unterschiedlich.

Deutsche Roma- und auch Sintifamilien, die schon seit Generationen hier leben, haben oft keine oder wenig Probleme hinsichtlich ihrer wirtschaftlichen, sozialen oder ausländerrechtlichen Situation und leben relativ integriert. Die Kinder besuchen fast immer die Schule, zumindest bis zum Eintritt der Pubertät. Fast jede dieser Familien hat Angehörige in der Zeit der Nazidiktatur verloren, daher prägen oft Misstrauen und Distanz das Verhältnis der älteren Leute gegenüber den Institutionen der Mehrheitsgesellschaft.

In Frankfurt lebt eine große Gemeinde von Romafamilien polnischer Herkunft. Die meisten dieser Familien, die, wie oben erwähnt Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre nach Deutschland immigriert sind, verfügen über einen relativ stabilen Aufenthaltstitel (meistens eine Befugnis) und sind wirtschaftlich weitgehend abgesichert, entweder durch Arbeitsgenehmigungen (in der Regel Gewerbeschein zum Handel mit Schrott, Autos, Teppichen etc.) oder sozialhilferechtlich (Hilfe zum Lebensunterhalt, Anspruch auf Wohnung und Krankenversorgung). Auch hier ist der Schulbesuch der Kinder bis zu einem bestimmten Alter üblich.

Die Romafamilien, die im Zuge der Bürgerkriege aus dem ehemaligen Jugoslawien geflohen sind, verfügen oft über einen anderen Bildungshintergrund als zum Beispiel die aus Rumänien geflohenen Familien. Viele der Eltern waren im Heimatland relativ integriert, es gab gesicherte Arbeits- und Wohnverhältnisse, viele Kinder gingen zur Schule. Auch in der BRD bemühen sich viele dieser Familien um Integration in die Mehrheitsgesellschaft.

Die größte Gruppe der in Frankfurt lebenden Romafamilien (ca.2500 Personen) sind Flüchtlingsfamilien aus Rumänien. Diese Familien leben oft, wenn auch zum Teil schon seit 10 Jahren in Deutschland unter ausländerrechtlich, wirtschaftlich und gesundheitlich desolaten Lebensbedingungen. Die ganze Familie muss dazu beitragen, den Lebensunterhalt der Familien zu sichern. Viele Kinder gehen nicht oder nur sehr unregelmäßig zur Schule. Da diese Gruppe auch diejenige ist, der gegenüber die größte Fremdheit besteht, soll hier der Schwerpunkt liegen. 

Wenn im weiteren verallgemeinernd über die Roma aus Rumänien gesprochen wird, soll dies nicht bedeuten, dass es nicht zwischen den Familien große Unterschiede gibt, die z.B. auch damit zusammenhängen, aus welcher Gegend oder Stadt in Rumänien die Leute kommen. Die meisten Familien kommen aus Timisoara oder aus Gataia. Während die Roma aus Gataia zum großen Teil nicht oder kaum die Schule besucht haben, waren die Erwachsenen und Jugendlichen, die in Timisoara aufgewachsen sind, häufig zumindest für einige Jahre regelmäßig in der Schule.

Die unterschiedlichen Gruppen bleiben oft unter sich.



2. Lebenssituation der rumänischen Romafamilien in der BRD

Aufenthaltsrechtliche Situation 

Seit Öffnung der Grenzen nach Osteuropa sind, insbesondere in den frühen 90er Jahren, viele Romafamilien aus Rumänien in die BRD geflüchtet. Sie hatten unter den neuen Entwicklungen im Herkunftsland besonders zu leiden. Die Asylanträge, die die Familien bei ihrer Ankunft in der BRD stellten, wurden jedoch mit der Begründung abgelehnt, dass es eine nachweisbare Gruppenverfolgung aufgrund ethnischer Herkunft als Roma in Osteuropa nicht gäbe. Trotz gegenteiliger Berichte von namhaften internationalen Menschenrechtsorganisationen und Roma-Selbsthilfe-Verbänden bleibt das auswärtige Amt und das Innenministerium bis heute bei dieser ablehnenden Haltung.

Die einzige Möglichkeit zum weiteren Verbleib im Bundesgebiet führte über die Ausbürgerung aus der Staatsbürgerschaft des Herkunftslandes. Im Falle Rumäniens wurde diese Ausbürgerung bei der Botschaft beantragt und gegen die Zahlung von Geldern bestätigt. Die Familien bekamen danach einen Fremdenpass mit Aufenthaltserlaubnis oder –befugnis und dem Status „staatenlos“.

Die 1992 zwischen der Bundesregierung und verschiedenen osteuropäischen Staaten abgeschlossenen Rückübernahmeverträge hatten u.a. die Folge, dass die Ausbürgerungsbestätigungen überprüft und in 80% der Fälle - so die Information der Frankfurter Ausländerbehörde - als gefälscht bezeichnet wurde. Die Belegschaft der rumänischen Botschaft wurde Mitte der 90er Jahre komplett ausgewechselt.

Das aktuelle Ergebnis dieser Vorgehensweise ist:

- die Mehrzahl der Fremdenpässe wurde entzogen 
- statt dessen werden Duldungen erteilt. Duldung bedeutet die „Aussetzung der Abschiebung“. Eine Duldung gilt als Passersatz und hat eine Laufzeit von max. einem Jahr
- viele Familien verfügen nur noch über Grenzübertrittsbescheinigungen, mit der Aufforderung innerhalb von sechs Wochen das Bundesgebiet zu verlassen

Der weiterer Aufenthalt und die Abwehr der Abschiebung kann nur durch die krankheitsbedingte Verlängerung der Duldung oder der Grenzübertrittsbescheinigung erreicht werden.

Trotz aller Schwierigkeiten gelingt es den Familien immer wieder, zu bleiben.
Die Unsicherheit des Aufenthalts bedingt allerdings eine ständige Unsicherheit der Lebenssituation, eine „permanente Vorläufigkeit“.


Wirtschaftliche Situation / Sozialhilferecht

Vor diesem Hintergrund ist die Erlangung einer Arbeitserlaubnis oder eines Gewerbescheins zur selbständigen Arbeitsaufnahme fast unmöglich. Kindergeld wird aufgrund des Status nicht an die Familien gezahlt.
Auch Leistungen nach dem Bundessozialhilfegesetz (BSHG) erhalten nicht alle Familien (nach den Erfahrungen aus der Beratungsarbeit des Fördervereins Roma nur ca. 50 %). 

Die Ablehnung von Sozialhilfe wird damit begründet, dass:
- Vermögenswerte unterstellt werden
- der Mitwirkenspflicht nach Meinung der Behörden nicht ausreichend nachgekommen wird
- oder nach BSHG § 120 unterstellt wird, dass das Bundesgebiet nur betreten wurde, um Sozialhilfe zu erhalten.

Die Familien, die unterstützt werden, erhalten in der Regel Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz, oft aber nicht für die ganze Familie, sondern nur für die in der BRD geborenen Kinder. 
Ausnahmefälle bezüglich der Erteilung von Leistungen betreffen die Ausstellung von Krankenscheinen, die Übernahme von Mietkosten oder die Unterbringung in Notunterkünften bei Obdachlosigkeit.

So wird verständlich, dass jede Möglichkeit von den Familien genutzt werden muss, um den Lebensunterhalt zu sichern. Sobald die Kinder dazu in der Lage sind, tragen sie ihren Teil dazu bei. 


Gesundheit

Soweit eine Versorgung mit Krankenscheinen über das Sozialamt gewährleistet ist, können die Familien die Dienste der Ärzte und der Krankenhäuser in Anspruch nehmen.
Diejenigen, die auch von dieser Leistung ausgeschlossen sind, müssen entweder jede ärztliche Hilfe selbst bezahlen oder sie wenden sich an die in Frankfurt existierende Sprechstunde für Roma im Stadtgesundheitsamt. Dort wird einmal pro Woche für zwei Stunden unentgeltlich eine erste ärztliche Versorgung durch einen rumänisch sprechenden Arzt gewährleistet. Jede weitere Hilfe kann nur mit einer Kostenzusage des Sozialamtes garantiert werden.
Bei Untersuchungen, z.B. auch bei der schulärztlichen Untersuchung fällt auf, dass der Gesundheitszustand vieler Roma aus Rumänien, insbesondere der Frauen und Kinder, weitaus schlechter ist als bei weiten Teilen der übrigen Bevölkerung.


Wohnsituation

Die meisten Romafamilien aus Rumänien leben in Wohnungen die,

- am untersten Standard anzuordnen sind
- unter normalen Bedingungen nicht mehr zu vermieten wären und
- oft als Spekulationsobjekte dienen
- für die Größe der Familie zu klein und
- von der Bausubstanz wie auch von der hygienischen Versorgung völlig unzureichend und
- überteuert sind

Eine weitere Unterkunftsmöglichkeit besteht, soweit die teure Kostenübernahme über das Sozialamt gesichert ist, in der Unterbringung in einem Hotel.
Neu ankommende oder obdachlos gewordene Familien wohnen behelfsmäßig bei Familienmitgliedern, die eine Unterkunft haben. Dies führt zur Überbelegung und zu Konflikten mit Nachbarn. Soweit das Sozialamt die Kosten einer Unterbringung übernimmt oder per Gerichtsbeschluss eine Unterbringung angeordnet wird, kommen die betroffenen Personen in sogenannten Obdachlosen- oder Notunterkünften unter. Wird eine solche Unterbringung verweigert, schlafen die Familien im Auto.



3. Familie und Sozialisation 

Die Solidargemeinschaft der Großfamilie spielt für viele Roma eine große Rolle, bietet sie doch den notwendigen Rückhalt und Schutz. Traditionelle Familienstrukturen, Verpflichtungen und Verhaltenscodices regeln das Zusammenleben, das u.a. durch Zusammenkünfte an Festtagen etc. gefestigt wird. Strenge Normen bestimmen den Alltag. Zentrale Aspekte sind hierbei die Rolleneinhaltung (Jung – Alt, Mann – Frau, Verwandte – Fremde etc.), die Achtung älterer Roma, Erhalt der Familienehre und spezielle Reinheitsgebote. Sicherheit im Alter wird durch die jüngeren Roma garantiert. Durch die Veränderung der Lebensbedingungen wandelt sich jedoch auch hier die traditionelle Familienform, so ist z.B. das Wohnen mit der Großfamilie oft nicht mehr möglich.

„In der Roma-Gesellschaft ist nichts wichtiger als die Familie; dem Individuum kommt dagegen nicht die Bedeutung zu, die ihm in der Gadsche-Gesellschaft eingeräumt wird (ein Rom ist kein Rom). Entscheidungen werden gemeinsam getroffen. Roma-Kinder können auch nicht allein sein. Die Jungen, auch die Kinder dürfen sich überall einmischen, sie werden gelobt, wenn sie dreinreden, sind fast immer dabei und wissen in jungen Jahren viel über Geschlechterkonflikte, Beziehungen, Intrigen etc. In der Schule können sie dann gar nicht verstehen, warum sie plötzlich gerügt werden, wenn sie sich ungefragt äußern.“ (Renata M.Erich, Ein Spannungsverhältnis: Schule und Roma in Österreich, in: Sabine Hornberg (Hrsg.), Die Schulsituation von Sinti und Roma in Europa, Frankfurt 2000, S.193)

Die Gruppe hat existentielle Bedeutung für die Strategien der Lebensbewältigung, für das Überleben überhaupt. 
So wird der Wunsch vieler Kinder, zusammen in einer Schule oder gar Klasse unterrichtet zu werden, verständlicher. Es ist auch einer der Gründe, weshalb Roma zu Terminen, Anmeldungen etc. selten alleine auftauchen.
Die oft verzweifelte wirtschaftliche Situation belastet die Kinder erheblich, da Probleme in ihrem Beisein besprochen werden. Sie erfahren von klein auf die ablehnende und negative Haltung, die ihnen in der Öffentlichkeit entgegengebracht wird. Ihnen ist bewusst, dass sie außerhalb der Familienverbände nur selten Unterstützung erwarten dürfen.

Das kleine Kind genießt innerhalb des Familienverbandes große Freiheiten. Dies endet mit dem Zeitpunkt des Erwachsenseins (ab 13 Jahre, familienabhängig, geschlechtsabhängig). Eine Zeit des Umbruchs, des Aufbegehrens gibt es nicht, dafür fehlten und fehlen Raum und Zeit. Der Eintritt in das Erwachsenenalter wird mit allen Grenzziehungen und Konsequenzen gelebt, was bedeutet: andere Kleiderordnung, Erwerbstätigkeit traditioneller Art, frühe Heirat und Familiengründung, Verantwortung, Entscheidungen.....

Das Erziehungsssystem in den meisten Romafamilien unterliegt nicht der Werteskala der Mehrheitsgesellschaft, hat andere Grenzziehungen und Gewichtungen.
Es ist sehr schwierig für Außenstehende, sich ein Bild davon zu machen, wie die Autorität der Erwachsenen den Kindern gegenüber in Roma-Familien funktioniert.



4. Roma und Schule – ein Spannungsverhältnis

Viele Kinder aus zugewanderten Romafamilien besuchen nicht oder nur zeitweise eine Schule.

Bestimmte strukturelle Probleme, die sich aus den unterschiedlichen Lebenswelten ergeben, werden von Lehrern und Schulleitern immer wieder angesprochen.

Viele Kinder, die eine Schule besuchen:

- fehlen häufig
- sind unpünktlich
- haben die notwendigen Materialien nicht dabei
- machen keine Hausaufgaben
- sitzen nicht still
- reagieren nicht darauf, wenn die ganze Lerngruppe angesprochen wird
- sprechen schlecht deutsch
- sprechen und antworten direkt, ohne aufgefordert zu sein
- lassen sich im Gespräch mit anderen auch nicht vom Lehrer unterbrechen
- sind schnell gekränkt, wenn sie ermahnt oder nicht sofort beachtet werden
- haben eine niedrige Frustrationstoleranz
- provozieren andere und reagieren auf Provokationen aggressiv
- haben keinen Respekt
- akzeptieren die Autorität der Lehrer nicht grundsätzlich, sondern erst, wenn die Lehrer sie überzeugt haben
- sind (von einem bestimmten Alter an) einfach weg

Viele dieser Verhaltensweisen kennen Lehrer auch von anderen Kindern. Wenn Romakinder in diesem Sinn auffällig sind, so ist es wichtig zu wissen, dass neben dem Individuellen sich hier auch das Verhältnis zwischen dieser Minderheit und der Mehrheitsgesellschaft ausdrückt. 


„Unsere Kultur ist uns wichtiger als Schule.......“ (Aussage einer rumänischen Romni)

Für unsere Gesellschaft ist Schule selbstverständlich.
Den Roma sind Schule und Schriftkultur zunächst einmal fremd, gehören sie doch aus ihrer Sicht der fremden, der „gadje“-Kultur an. Man begegnet ihnen mit Distanz und wenig Vertrauen. Diese Fremdheit gegenüber der Schule variiert je nach Herkunft der Familien und entsprechend ihren Erfahrungen. 

Über viele Jahrhunderte und in ganz Europa haben die Roma immer wieder schlechte Erfahrungen damit gemacht, dass über Zwangsbeschulung und Zwangsassimilation versucht wurde, ihre Kultur zu vernichten. 

Ihre eigene Sprache, das Romanes, ist nur mündlich überliefert. Es gibt heute Versuche, es zu einer Schriftsprache zu machen, aber bisher ist es dafür noch nicht zu einheitlichen Normen gekommen. Es bestehen sogar Ängste, dass dadurch die Sprache „in die Hand der gadsche“ gegeben, vereinnahmt wird. 
Andererseits gibt es Versuche – z.B. im österreichischen Burgenland- systematische Lernprogramme für das Romanes zu entwickeln.

Schule hat Erfahrungen mit Migrantenkindern aus vielen Ländern, deren Eltern aus verschiedenen Gründen Analphabeten sind. Dennoch stimmen die meisten dieser Eltern grundsätzlich dem Schulbesuch zu und sind darüber hinaus an guten Schulabschlüssen für ihre Kinder interessiert. Darin unterscheiden sich die Romafamilien von anderen Minderheiten, die mit uns leben.

In Romafamilien ist vieles anders:
Ob ein Kind zur Schule geht oder nicht bestimmt die Familie – und das Kind selbst. Wenn man zur Schule geschickt wird, soll man für die Familie nützliche Fertigkeiten erwerben.
Nicht nur, ob ein Kind in der Schule angemeldet wird, bestimmt die Familie, sondern auch über den Schulbesuch an bestimmten Tagen: das Kind ist krank oder fühlt sich nicht wohl, es muss mit einkaufen, zu Ärzten oder Behörden gehen, zu Hause helfen, zu Familienfesten oder Beerdigungen gehen oder fahren oder auch zum Lebensunterhalt beitragen.

„Roma-Kinder sind nicht an einen regelmäßige Tag-Nachtrhythmus gewöhnt. Sie schlafen, wenn sie müde sind, nehmen an allen Festen und Diskussionen bis in die Nacht teil und schlafen eben dann bei Tag. Das erschwert ein tägliches, pünktliches Erscheinen in der Schule sehr.“ (ebd.)

Ebenso sollte man davon ausgehen, dass der Umgang mit Zeit (und z.B. auch mit Geld) grundsätzlich anders organisiert ist als in unserer Gesellschaft.

„Das Verhalten der Roma ist, im Gegensatz zu dem der Gadsche, von Intuition bestimmt. Damit hängt zusammen, dass für viele Roma die Zeit linear ist. Sie leben im Präsens, Vergangenheit und Zukunft sind Randerscheinungen. Was aus der Vergangenheit eine Rolle spielt, ist aktuell, als sei es heute geschehen. Zeit und Raum versteht ein Romakind anders als andere.....“ (ebd.)

Für Jugendliche von einem sehr frühren Alter an wird Schulbesuch als unnütz und bedrohlich angesehen. Den jungen Mädchen kann zuviel passieren, wenn sie nicht unter Familienaufsicht stehen. Sie werden auch von der Mutter gebraucht und müssen sich auf ihre zukünftige Rolle als verheiratete Frau vorbereiten. Sie werden früh verheiratet. Die männlichen Jugendlichen beenden den Schulbesuch, weil von ihnen erwartet wird, dass sie mit für den Lebensunterhalt sorgen und von den erwachsenen Männern ihren „Beruf“ (hier und jetzt vorwiegend Autohandel) lernen.

Roma-Kinder sind dennoch offen und neugierig für die Angebote der Schule. Sie haben in der Regel aber, außerhalb der Familie, bislang keinerlei Gruppenerfahrung mit anderen Kindern. 

Wie viele andere Kinder auch, sprechen sie zunächst ausschließlich ihre Muttersprache.



Unterricht mit Romakindern

--- Erfahrungen aus der Regelschule---- 

Erfahrungen aus Schaworalle

Fast alle Kinder, die Schaworalle besuchen, sind stark motiviert zu lernen. Vor allem wollen sie lesen, schreiben und rechnen lernen. Besonders bei den Jüngeren zeigen viele eine sehr rasche Auffassung, manchmal erstaunliche Konzentration und oft so große Ausdauer, dass sie unter allen Umständen angefangene Arbeiten fertig machen und in vorgegebenen Pausen weiterarbeiten möchten. Sie könnten so schnelle Lernfortschritte machen, dass sie den Anschluss finden an Klassen, in die sie ihrem Alter nach gehören - es gibt Kinder, denen es tatsächlich gelingt, eine zweijährige Abwesenheit von der Schule zu überbrücken.

Sie könnten: Es gelingt eben nicht jeden Tag. Oft kommen sie auch hier zu spät oder gar nicht. Oder sie kommen in einer Stimmung - wer weiß, was sie vorher erlebt haben, uns erzählen sie fast nie von ihrem Leben zu Hause -, in der sie sich eben nicht aufs Lernen konzentrieren können oder sogar andere, die schon bei der Arbeit waren, nachhaltig stören. 

Die Kinder haben keine Hemmungen, ihre Stimmungen - gute wie schlechte Laune - offen auszuleben, ja gelegentlich sogar zuzugeben, dass sie heute kein „liebes Kind“ sein wollen.

Die Kinder selbst leiden oft darunter, dass es ihnen nicht gelingt, pünktlich zu sein. Weil es ihnen unangenehm ist, zu spät zu kommen, gehen sie dann unter Umständen an diesem Tag nicht mehr hin, womöglich gar nicht mehr, wenn ihnen ihr Fehlen vorgehalten wird.

Auch in unserer Pädagogik war in den letzten Jahrzehnten Gehorsam kein zentraler Begriff mehr. Trotzdem besteht zwischen Lehrern und Schülern ein Konsens darüber, dass Schüler in der Regel das tun, was Lehrer von ihnen erwarten, ganz gleich, ob sie es ihnen befehlen, es ihnen gegenüber begründen, mit ihnen darüber diskutieren oder sie mit anderen Mitteln manipulieren. Zu selbstverständlich ist der Druck der gesellschaftlichen Institution, als dass es anders sein könnte - Ungehorsam, Rebellion und subversives Unterlaufen gehören mit zu diesem System.

Es funktioniert nicht bei unseren Roma-Kindern! Mit einem entschiedenen Nein, das tu ich nicht! muss man jederzeit rechnen. Wenn man Glück hat, wird dieses Nein begründet: zu schwer, zu leicht, ich weiß schon, wie ich das lernen muss, ich will jetzt aber ...
Dieses offene Nein ist gerade für erfahrene Pädagogen ein verblüffendes Phänomen, eine ungewohnte Herausforderung. Es hat viele Seiten - und zumindest eine, die großen Respekt verlangt: es kann eine Äußerung von Autonomie und Stolz sein.
Das Nein lässt sich aber oft überwinden. Man kann beharrlich überreden, mit Argumenten überzeugen, auf andere hinweisen, die die gleiche Aufgabe machen.
Gern lassen sich die Kinder auf Geschäfte ein - oder schlagen ihrerseits Geschäfte vor, die gelegentlich an Erpressung grenzen. Hier zeigt sich der Pferdefuß unserer Wenn -dann – Pädagogik („was du tust, hat Folgen...“): die Kinder wenden sie auch gegen uns an. Und manchmal wird die ganze Schaworalle zum Geschäft: wir lernen, und ihr tut dafür das eine oder andere für uns, sonst lernen wir eben nicht.

Trotzdem: Motivation entsteht auch durch Lust am Lernfortschritt ( es ist auch bemerkenswert, dass eine "Benotung" nie verlangt oder erwartet wird) - und durch gegenseitige Zuwendung und Zuneigung, in kleinen Schritten wird Vertrauen gewonnen. 

Beim Lernen mit Roma-Kindern fällt auch auf, dass eine gelungene Lernsituation immer etwas sehr "Privates" ist zwischen Lehrer und einzelnen Schülern - wenn man Glück hat mit einer kleinen Gruppe. Es ist schwer vorstellbar, wie solche Situationen in Regelklassen hergestellt werden können - möglich ist es sicher von Zeit zu Zeit. Wenn es nicht gelingt, neigen die Kinder dazu, sich zurückzuziehen, sich zu verweigern, zu stören. 

Es bleibt also die schwierige Aufgabe, auf der Grundlage von mühsam erarbeitetem Vertrauen die Kinder davon zu überzeugen, dass man auch lustvoll und erfolgreich in einer größeren Gruppe lernen kann.



Roma und Regelschule – nicht „kompatibel“?

Welcher Weg könnte dazu führen, den oben aufgezählten Problemen und Schwierigkeiten zu begegnen?
Jeder Lehrerin, jedem Lehrer einen Roma-Mediator an die Seite zu stellen, ist utopisch.
Die Schulen, die Lehrer sind weitgehend auf ihre eigenen Ressourcen angewiesen.
Eine neue Belastung zusätzlich zu dem stress, der längst kaum noch zu bewältigen ist?
„They (the teachers) need to be convinced that it is no „more” , but rather, different practice to be required. They need to know that a change to their practice will produce better outcomes for all their pupils…” (Elizabeth S,Jordan in Die Schulsituation von Sinti und Roma in Europa, S.163)

Aber wie „anders“?
In einer Schule wurde gefragt, welche Qualifikationen Lehrer brauchen, um in der Schule erfolgreich mit Roma-Kindern zu arbeiten. 
Alte Lehrertugenden, die jeder in diesem Beruf (außer den moderneren Qualifikationen) „hat“! 
Phantasie, Kreativität, Spontaneität, Humor, Distanz zu sich selbst, Mut, Offenheit, Großzügigkeit, Toleranz, Neugier – auch auf wirklich Neues, vielleicht sogar Fremdes – Respekt vor den Schülern, die Absicht, sie als gleichberechtigte Partner ernst zu nehmen, Vertrauen zu ihnen, Bereitschaft, von Kindern zu lernen, sich von ihnen „beschenken“ zu lassen (mit Vertrauen, Lebensfreude, Originalität ,,, ), Geduld und Langmut (wenn nötig, immer wieder neu anzufangen).
Dazu gehört auch die Bereitschaft, eingefahrene Strukturen zu überdenken und vielleicht zu ändern. (Muss der Tagesablauf wirklich so bleiben?.....)

Gerade unter der Bürde der Anforderungen, denen Lehrer heute ausgesetzt sind, kann es Kraft geben und beflügeln, wenn diese „alten“, vielleicht zum Teil verschütteten und eingeschlafenen „Tugenden“ zu neuem Leben erweckt werden. Lehrer und Schüler profitieren davon:
„What is good for special needs pupils is also good for all children” ( Was gut ist für Schüler mit besonderen Bedürfnissen, ist gut für alle Kinder. – Elizabeth S. Jordan, a.a.O. S.164)

Wünschenswert sind Kolleginnen, Kollegen (und Schulleitungen), bei denen man sich „ausweinen“ kann, wenn man enttäuscht ist oder sich sogar gekränkt fühlt, und die einen dann ermutigen, so weiter zu machen und immer wieder neu zu beginnen.

Trotzdem: es ist keine leichte Aufgabe, sich auf diese Herausforderung einzulassen. Man kann auch Fehler machen. 



5. Eltern und Schule

Viele Eltern aus rumänischen Romafamilien haben selbst keine Schulerfahrung, wünschen jedoch, dass ihre Kinder lesen, schreiben und rechnen lernen. An Schulabschlüssen sind sie zunächst nicht interessiert. Zeugnisse und Abschlüsse erscheinen ihnen für die traditionelle Lebensweise ihrer Kultur auch nicht notwendig. Ihre Vorstellungen bezüglich der Sinnhaftigkeit von Bildung beziehen sich auf den täglichen Kampf des Überlebens der Familie. Was ein Kind außer den grundlegenden Kulturtechniken in der Schule noch lernt, ist vielen Eltern oft weitgehend unbekannt.

Wenn die Eltern es wünschen, sind Informationen zu Fragen wie den folgenden wichtig:

- Was lehrt die Schule? Welche Fächer gibt es? Wozu braucht man sie? 
- Wie sieht eine Schule von innen aus? Welche Fachräume gibt es? (am besten ist es, die Schule mit den Eltern zu besichtigen) 
- Warum dauert ein Schulbesuch so viele Jahre? 
- Welche Möglichkeiten eröffnet ein Abschluss? Welche Abschlüsse gibt es? Wie können sie erworben werden? 
- Wie funktioniert das Schulsystem? 

Oft sind es die Kinder, die lernen wollen und die Vertrauen zur Schule entwickeln können, wenn die Schule ihnen entgegen kommt. Es gibt Kinder, die den Schulbesuch gegen den Willen ihrer Eltern durchsetzen ! 

Es wird notwendig sein, den Eltern wie den Kindern die Regeln, die Möglichkeiten und die Angebote der Schule zu erklären, aber es wird nicht immer möglich sein, sich den Eltern restlos verständlich zu machen. Mit Missverständnissen ist zu rechnen, aber es ist wichtig, daran zu arbeiten, langfristig Vertrauen aufzubauen und die Missverständnisse zu (er)klären.

Dabei ist auch die Auseinandersetzung mit der eigenen Haltung bzw. den eigenen Vorbehalten gegenüber Roma von Bedeutung.

Es kann in diesem Zusammenhang für Schule, für Lehrerinnen und Lehrer- aber auch für das Schulpersonal insgesamt - sinnvoll sein, sich Beratung und Unterstützung zu holen (s.u.)

Die existentiellen Sorgen der Familien sind oft so erdrückend, dass sie alles andere überlagern. Es ist nötig, den Eltern, die es nicht wissen, erklären zu können, wo sie entsprechend Rat und Hilfe bekommen können und sich einzugestehen, dass die Möglichkeiten für die Schule auf diesem Gebiet begrenzt sind.

Manchmal gehört der Schulbesuch für Eltern aus den Romafamilien nur zu den Bedingungen, die von Behörden (Sozialamt, Ausländerbehörde oder Gericht) auferlegt werden und die sie einhalten müssen, um ihre soziale Lage zu verbessern.

Trotz oder besser wegen des oben beschriebenen Misstrauens ist es wichtig, Eltern und Kindern einen Vertrauensvorschuss zu geben.



6. Beratung und Hilfe 

Der Förderverein Roma bietet Beratung und Betreuung von Romafamilien insbesondere in Sachen Existenzsicherung und Aufenthalt. Diese Arbeit wird in der Geschäfts- und Beratungsstelle des Vereins geleistet, die der Kindertagesstätte „Schaworalle“ angeschlossen ist. Vielen Familien ist die Beratungsstelle bekannt. Da in „Schaworalle“ auch Roma arbeiten, ist die Übersetzung in die Muttersprache gewährleistet und es kann im Konfliktfall vermittelt werden. Die Beratungsstelle und die Kindertagesstätte bieten auch Information und Beratung für Schulen und Institutionen an. 
Zudem vermittelt und betreut der Förderverein sozialpädagogische Lern- und Familienhilfen für Romafamilien.

Daneben gibt es die Frankfurter Roma-Union, die Selbsthilfeorganisation der Roma, die ebenfalls Beratung und Hilfe in der Muttersprache anbietet.

Im Amt für Multikulturelle Angelegenheiten stehen im Rahmen des Projektes „Stadtteilvermittlung“ VermittlerInnen zur Verfügung.



7. Arbeitskreise

Organisiert vom Amt für Multikulturelle Angelegenheiten, dem Aufnahme- und Beratungszentrum für Seiteneinsteiger des Staatlichen Schulamt und des Fördervereins gibt es im Rahmen der Lehrerfortbildung einen Arbeitskreis, der sich mit dem Thema „Schulische Integration von Romakindern“ beschäftigt. 

Außerdem existiert ein Arbeitskreis „Sinti und Roma“ des Jugend- und Sozialamtes, der sich damit beschäftigt, die Maßnahmen der verschiedenen Ämter und Institutionen zu koordinieren und die soziale Lage der Romafamilien zu verbessern.



8. Brückenbildung

Zur Vermittlung zwischen Roma und den Institutionen der Nicht-Roma ist der Einsatz und die Ausbildung von Mediatoren aus der eigenen Kultur von zentraler Bedeutung.

Mit dem Förderverein Roma und auch der Roma-Union verfügt Frankfurt über einige entsprechende Personen, die für das Verständnis beider Parteien unerlässlich sind.

Es wäre außerordentlich notwendig und wünschenswert, wenn in Zukunft noch mehr Roma die Möglichkeit hätten, sich entsprechend zu qualifizieren, um in diesem Bereich, z.B. auch speziell für den Bereich Brückenbildung zwischen Elternhaus und Schule tätig zu werden. 



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